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Best of Diplomarbeiten 2021 – 2023

Die «Best-of»-Reihe der MAZ-Diplomarbeiten illustriert das grosse Spektrum von Journalistinnen und Journalisten, welche die Diplomausbildung Journalismus am MAZ besuchen: Vom klassischen Print- zum multimedialen Onlinejournalisten über die Radio- und Podcastexpertin bis hin zum Videojournalisten. 

Best of Text

Ann-Kathrin Amstutz, CH Media: «Mein Grossvater, der Geheimdienstler»
Die Diplomarbeit von Ann-Kathrin Amstutz liest sich wie ein Spionage-Thriller. Hauptdarsteller: Heinrich Amstutz, der Grossvater von Ann-Kathrin. Der Mann, der in ihrer Erinnerung gemütlich im Lehnstuhl sitzt, führte jahrelang ein Doppelleben. In den 1970er-Jahren leitete er jenen Spezialdienst, der später zur geheimen Widerstandorganisation «P-26» wurde. Mithilfe von historischen Quellen, Fachliteratur und Tagebucheinträgen begibt sich die Autorin auf Spurensuche nach dem Mann, der für sie einfach nur der «Grossvati» war.
 

Anielle Peterhans, Tamedia: «Bis Cristal Meth im Briefkasten liegt»
Wer selber Kinder hat und die Recherche von Anielle Peterhans liest, muss garantiert leer schlucken. Schonungslos zeigt die Journalistin auf, wie schnell Minderjährige in der Schweiz an harte Drogen gelangen können. Sie brauchen nicht einmal im Darknet zu surfen. Ein Instagram-Account reicht, um Kontakte zu Dealern zu knüpfen und sich Crystal Meth bequem in den Briefkasten liefern zu lassen. Ein starker Selbstversuch, der überdies aufzeigt, was Eltern, Behörden und Fachstellen gegen diese Gefahr tun können – und wo sie an ihre Grenzen stossen.

Milena Stadelmann, Seetaler Bote: «Zwei Schwestern zwischen Krieg und Frieden»
Im März 2022 fliehen die beiden Schwestern Yasna und Nina Zadorozhna aus der Ukraine in die Schweiz. Fünf Monate lang leben sie bei einer Gastfamilie in Hochdorf, während die Eltern in der kriegsgeplagten Ukraine bleiben. Es ist eine dramatische Geschichte, die Milena Stadelmann in ihrer Diplomarbeit erzählt.
Während mehreren Monaten begleitet sie die beiden Schwestern im Alter von 18 und 15 Jahren. Und sie bleibt auch mit ihnen in Kontakt, nachdem Nina, die Jüngere, wieder nach Kiew zurückgekehrt ist. Yasna, die Ältere, studiert in Winterthur. Während die eine Schwester die Fachhochschule besucht, in einem Café arbeitet, neue Freunde und Freundinnen findet, kämpft der Rest ihrer Familie in der Ukraine mit Stromausfällen, Versorgungsengpässen und der Furcht vor dem nächsten Luftalarm.
 

Best of Video/TV

Elena Hirt, Tele 1: «Zwischen den Geschlechtern»
«Zwischen den Geschlechtern» – mit diesem Titel zeigt Elena Hirt bereits den Zwiespalt auf, mit dem sich die Menschen im Film konfrontiert sehen. «Das System verlangt Mann oder Frau, aber da gibt es noch viel mehr», sagt Anouk, eine der zwei Protagonist*innen. Sie fühlt sich keinem der beiden Geschlechter zugehörig, ist nonbinär.
Auch der heute 56-jährige Pius – als Mädchen geboren und erzogen – hat seine Mutter schon mit vier Jahren gefragt, wann er ein Junge werde. Über 50 Jahre später outete er sich und stellte damit seine Beziehung auf eine harte Probe.  
Entstanden ist ein sehr persönlicher Film über zwei Menschen und ihre Identitätssuche, über Scham und Vorurteile sowie über das Gefühl des Angekommenseins.  

Svenja Rimle, TVO: «Faszination Studentenverbindung – Zwischen Geheimnis und Tradition»
Adrasteia Sangallensis und Abbatia Wilensis. Sie klingen wie Zaubersprüche aus Harry Potter, sind aber Namen von Schweizer Studentenverbindungen. Mutproben, Komatrinken, Rechtsextremismus und viel Geheimniskrämerei. Wie viel ist dran, an den geläufigen Vorurteilen? Svenja Rimle macht sich in ihrem Film «Faszination Studentenverbindung – Zwischen Geheimnis und Tradition» mithilfe von Experten und Kritikerinnen daran, den Schleier zu lüften.
Die Kamera ist dabei, wenn sich eine Gruppe Studenten in einer Hinterkammer eines Freiburger Cafés trifft und es heisst «Silencium!». Sie ist mittendrin, wenn der Studententross am Fackelumzug, der in seiner Symbolik manche an den Nationalsozialismus erinnert, durch Sursee marschiert. Und sie fängt ein, wie spirituosengefüllte Gläser immer und immer wieder zum Prosten in die Höhe gestemmt werden. 
Das Ergebnis? Ein spannendes und differenziertes Bild über das Wesen und Wirken von Schweizer Studentenverbindungen.

Best of Audio/Radio

Dominik Sitter, Radio 32: «Leben auf der Strasse – zwischen Abgrund und Zuversicht»
Roger Meier lebt ein Leben nahe am Abgrund. Das beginnt schon mit der Geburt. Roger kommt zu früh zur Welt, seine Eltern verschwinden, sind unauffindbar. Im Alter von 5 Jahren kommt er zu Pflegeltern. Der Pflegevater trinkt und schlägt, die Pflegemutter schaut weg. Er habe noch heute den ganzen Ranzen voller Striemen, sagt Roger. 
Er macht gegen seinen Willen eine Lehre als Müller. Krach zu Hause, Krach bei der Arbeit, Krach im Ausgang: «Ich hatte so den ‘Läckmeramarsch’, dass ich mich entschied, fortan auf der Strasse zu leben», erzählt Roger Meier. Von da an habe er das Schicksal in seinen eigenen Händen gehabt. Doch die gewonnene Freiheit bedeutet auch Selbstverantwortung, die Roger aber nicht zu tragen imstande ist. Es folgen Drogenexzesse, Einbrüche, ein längerer Gefängnisaufenthalt. 
Der Audio-Journalist Dominik Sitter hat sich in stundenlangen Gesprächen Roger Meier angenähert. Entstanden ist ein feinfühliges Porträt über einen Menschen, der trotz aller Widrigkeiten nie den Glauben an das Gute und Schöne im Leben verloren hat und heute sagt: «Wenn ich mein Leben noch einmal leben müsste, ich würde es noch einmal genauso machen.»

Ramona Brüniger, Radio Südostschweiz: «Konzerte im Metaverse  die Zukunft?»
Der Zürcher Rapper Didi ist der bislang einzige Schweizer Musiker, der live auf einer virtuellen Plattform im Metaverse aufgetreten ist. Einer künstlichen Welt, in der man Villen bauen, Kunstwerke kaufen oder eben Konzerte veranstalten und besuchen kann. 
Als Künstler sei es wichtig, zusammen mit den Fans neue Erfahrungen zu machen, sagt Didi im Audio-Feature von Produzentin Ramona Brüniger zu seinen Beweggründen. Mit Metaverse habe man zusammen mit der Community buchstäblich Neuland betreten wollen. 
Der Vorteil von Konzerten im Metaverse: Sie können überall und mit einer unbegrenzten Anzahl von Zuschauerinnen und Zuschauern, sprich: Avataren, stattfinden. Allerdings: Konzerte im Metaverse sind virtuelle Konzerte, einen direkten, physischen Austausch zwischen Musikerinnen und Besuchern gibt es nicht. 
Ramona Brüniger hat für ihre Diplomarbeit im faszinierenden Universum von Metaverse recherchiert und sich die Frage gestellt, ob es in zehn Jahren überhaupt noch richtige Konzerte auf richtigen Bühnen vor richtigen Zuschauerinnen und Zuschauern geben wird. Entstanden ist ein brandaktuelles und hintergründiges Audio-Feature.

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