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Kreative Ideen machen den Unterschied

Jan Janutin, MAZ-Dozent und Filmemacher, spricht im Interview über die Möglichkeiten von KI-Tools in der Videoproduktion. Er erklärt, wie sie kreative Prozesse unterstützen, welche Chancen und Herausforderungen sie mit sich bringen und warum technologische Entwicklungen das Fundament guter Videos nicht ersetzen können.

Jan Janutin leitet die Videoagentur Motion Inn in Luzern, die sich auf Video und Motion Design mit Business Impact spezialisiert hat. Als Konzepter und Regisseur entwickelt er Videos für kleinere und grössere Unternehmen. Am MAZ gibt er einen Überblick über aktuelle KI-Tools in der Videoproduktion.

Bild: Johanna Unternährer Fotografie

Wann wurde dir klar, dass Film deine Welt ist?
Die Faszination für Film begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Der Wunsch, kreativ zu arbeiten, führte mich zunächst zu einem Studium der 3D-Animation. Während dieser Zeit entdeckte ich meine Leidenschaft für die Kameraarbeit und stellte fest, dass mich die Arbeit mit real existierenden Motiven noch mehr erfüllt als rein digitale Kreationen. In unserem Studio vereinen wir bei vielen Projekten beide Welten – Realfilm und Animation. Diese Verbindung erlaubt es uns, für jedes Projekt den optimalen Mix aus realen Aufnahmen und digitalen Elementen zu finden.

Wer hat dich inspiriert? 
Meine ersten grossen Inspirationen waren die Pixar-Filme. Sie haben mich nicht nur durch ihre technische Brillanz beeindruckt, sondern vor allem durch ihre Fähigkeit, komplexe Themen in Geschichten zu verpacken, die Kinder wie Erwachsene gleichermassen berühren und unterhalten. Das war definitiv einer der Gründe, warum ich mich zunächst für ein 3D-Animations-Studium entschieden habe.

Welche Rolle spielt KI in deinem Videoproduktionsalltag?
Künstliche Intelligenz ist für uns zu einem wertvollen Werkzeug geworden, das unseren kreativen Prozess unterstützt und bereichert. In der Vorproduktion nutzen wir sie zur besseren Visualisierung von Konzepten, was unseren Kunden hilft, Projekte schon früh greifbar zu machen. KI-gestützte Bildgenerierung ermöglicht es uns, Storyboards und Konzeptvisualisierungen in Rekordzeit zu erstellen. Ein besonders praktisches Beispiel aus unserem Alltag ist die KI-gestützte Transkription und Übersetzung von schweizerdeutsch gesprochenen Videos ins Hochdeutsche. Was früher einen erheblichen Zeitaufwand bedeutet hat, erledigen wir heute in etwa einem Drittel der Zeit. Diese Effizienzsteigerung gibt uns mehr Raum für die kreative Arbeit und die Verfeinerung unserer Projekte.

Was für weitere Entwicklungen gibt es in der Videoproduktion?
Die KI-Revolution in der Videoproduktion ist faszinierend und herausfordernd zugleich. Einerseits werden komplexe Effekte zugänglicher und die Einstiegshürden niedriger, was mehr kreativen Spielraum bietet. Tools für Bildstabilisierung, automatische Rotoscoping oder sogar KI-gestützte Beleuchtungsanpassungen revolutionieren unseren Workflow. Anderseits birgt diese Demokratisierung auch das Risiko einer Contentflut, bei der Quantität manchmal über Qualität triumphiert. Die Herausforderung wird sein, diese Tools gezielt einzusetzen, um die Qualität unserer Arbeit zu steigern, ohne dabei das fundamentale Handwerk und das Storytelling aus den Augen zu verlieren.

Du bist ein erfahrener Filmemacher und wirst nun neu am MAZ unterrichten. Worauf freust du dich und was siehst du als grösste Herausforderung?
Die grösste Herausforderung liegt sicherlich in der rasanten technologischen Entwicklung. Tools, die heute State of the Art sind, können morgen schon überholt sein. Aber genau diese Dynamik macht es auch spannend. Ich freue mich besonders darauf, von den alltäglichen Herausforderungen der Teilnehmenden zu hören und gemeinsam massgeschneiderte Lösungsansätze zu entwickeln. Der Austausch mit den Studierenden wird sicherlich auch meine eigene Perspektive erweitern und neue Impulse für meine Arbeit liefern.

Was möchtest du den Teilnehmer/innen der Kurse mitgeben?
Vor allem möchte ich ihnen die Angst vor der sich schnell wandelnden Technik nehmen. Die Tools ändern sich zwar ständig, aber die grundlegenden Prinzipien eines guten Videos bleiben dieselben. Sie sollen die neuen Möglichkeiten als Werkzeuge sehen, die ihre Kreativität unterstützen und vereinfachen.

Tool und Techniken werden konstant erneuert, was empfiehlst du unseren Leser/innen?
Mein wichtigster Rat ist: Experimentieren Sie! Bleiben Sie flexibel und offen für Neues. In der aktuellen Entwicklungsgeschwindigkeit kann ein Tool, das heute optimal erscheint, in wenigen Wochen schon von einer besseren Alternative überholt werden. Investieren Sie Zeit in das Verständnis der Grundprinzipien der Videoproduktion – diese bleiben auch in Zeiten rasanter technologischer Entwicklung konstant. Der Schlüssel liegt darin, die Balance zwischen Innovation und bewährten Arbeitsweisen zu finden. Und vor allem: Lassen Sie sich von der Technologie nicht einschüchtern. Sie ist ein Werkzeug, das uns unterstützt, aber letztendlich sind es Ihre kreativen Ideen und Ihre Vision, die den Unterschied machen.

Gibt es eine Inspiration oder einen Tipp für den Alltag, den du unseren Leser/innen mitgeben möchtest?
Experimentieren Sie mit verschiedenen Tools – aber vergessen Sie nicht, die Testversionen rechtzeitig zu kündigen! Am besten gleich beim Aktivieren der Testversion eine Kalendererinnerung fürs Kündigen stellen. Ich habe mehrere Jahresabos von Tools, die wir nie mehr verwendet haben, das muss bei Ihnen nicht so sein ;-)

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